Neujahrsansprache 2015 Stammapostel Schneider

Impuls zum neuen Jahr – Neujahrsansprache Stammapostel Schneider

Auf der Website „nactoday“ wurde Anfang des Jahres eine Videobotschaft von Stammapostel Schneider veröffentlicht. Dort heisst es:

„Mit Liebe ans Werk“ – So lautete 2014 das Jahresmotto der Neuapostolischen Kirche. Auch für das neue Jahr 2015 setzt Stammapostel Jean-Luc Schneider wieder Impulse: In seiner Neujahrsansprache geht es um eine besondere Kraftquelle.

Im Zentrum dieser Ansprache steht das von der Neuapostolischen Kirche für das Jahr 2015 herausgegebene Motto: »Freude in Christus«. Bevor der Stammapostel Gründe nennt, warum sich die neuapostolischen Christen in Christus freuen, weist er darauf hin, dass die Glaubensgeschwister im vergangenen Jahr in aller Deutlichkeit „Ja“ gesagt haben zu dem Leitsatz »mit Liebe ans Werk«. Er drückt dabei seine große Freude aus, mit welcher Hingabe diese Haltung mit Leben erfüllt wurde.

Wo immer er bei den Glaubensgeschwistern in aller Deutlichkeit das „Ja“ gehört hat und dabei die Hingabe zu dieser Haltung erlebte, beim Thema „Versöhnung mit der Apostolischen Gemeinschaft“ kam es von ihm selbst nicht so herüber. Da war es wohl mehr Pflicht als Liebe, mehr das Nutzen einer strategischen Gelegenheit als Hingabe.

Beim der Aufzählung der vier Gründe, warum sich alle neuapostolischen Christen in Christus freuen, fällt auf, dass der Stammapostel unterstellend und vereinnahmend formuliert. Jeder Punkt beginnt mit „wir freuen uns …“ Dies erweckt das unterschwellige Gefühl, dass die Freude in Christus von der Kirchenleitung angeordnet wird.

Nun zu den vier Gründen:

  • Wir freuen uns über das Heil durch Christus

Diese Formulierung klingt sehr ökumenisch. Dabei sagt er nicht, dass nach neuapostolischer Lehre das Heil durch Christus nur durch das heilsnotwendige Apostelamt vermittelt werden kann. Im Katechismus heisst es:

„Das Heil wird allein durch den Sohn Gottes möglich (Apg 4,12). Die Vermittlung von Heil erfolgt bis zur Wiederkunft Christi durch die Apostel in Wort und Sakrament, also durch die Predigt des Evangeliums, die Verkündigung der Sündenvergebung, die Taufe mit Wasser und Heiligem Geist sowie durch das Heilige Abendmahl.“ (NAK Katechismus Ausgabe 2012, Punkt 7.6.5)

  •  Wir freuen uns in der Gemeinschaft der Christen

Diese Formulierung hört sich so an, also ob es innerhalb der Neuapostolischen Kirche ein Verlangen gäbe, mit Christen anderer Konfessionen Gemeinschaft zu pflegen oder sogar mit ihnen Gottesdienst zu feiern. Tatsache ist, dass es noch nicht einmal möglich scheint, mit Mitgliedern apostolischer Gemeinschaften zusammen Gottesdienst und Abendmahl zu feiern.

  • Wir freuen uns am Dienen nach dem Vorbild des Herrn

Wer sind in erster Linie die Diener? Das dürfte der Stammapostel, die Bezirksapostel und die Apostel sein. Der Stammapostel als der Größte sogar aller Diener. Wie vorbildlich hat Jesus gedient? Er hat seinen Jüngern (in echt) die Füße gewaschen. Er hat Kranke verschiedener Art geheilt. Er wollte nicht das einer verloren geht (die 100 Schafe von denen eins abseits war und dem der Hirte nachgegangen ist). Er hat kein regelmäßiges, sicheres und hoch dotiertes Gehalt für seinen Dienst erhalten („Die Füchse haben Gruben, und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber des Menschen Sohn hat nicht, da er sein Haupt hin lege“).

  • Wir freuen uns im Alltag über empfangene Gaben und Kräfte

Über den Einsatz dieser empfangenen Gaben und Kräfte sagt Stammapostel Schneider ein paar Sätze später:

„Wenn wir diese Gaben im Sinn des Evangeliums einsetzen, dann erhellt die Freude in Christus auch unseren Alltag und den unserer Lieben. Und dann können wir dieses Licht gemeinsam weitertragen.“

Zumal noch gar nicht fest steht, welche Gaben von wem empfangen werden, so müssen sie im Sinn des Evangeliums eingesetzt werden, damit Freude in Christus unseren Alltag erhellen kann. Hier wäre es hilfreich gewesen, wenn Stammapostel Schneider ein oder zwei Beispiele genannt hätte. Was soll man sich darunter vorstellen?

Weiter spricht er davon, dass wir uns glücklich schätzen können viele Brüder und Schwestern auf der ganzen Welt zu haben. Wen meint er damit? Die neuapostolischen Brüder und Schwestern oder die Brüder und Schwestern aller christlichen Kirchen und Gemeinschaften? Denn alle mit Wasser Getauften sind unsere Brüder und Schwestern, so drückte es einmal ein Bischof aus. Der unmittelbar darauf folgende Satz lässt nachdenklich werden:

„Gewiss, das Wohl der Gemeinschaft erfordert es manchmal, dass wir unsere persönlichen Wünsche unter die gemeinschaftlichen Interessen stellen.“

Was soll dieser nebulöse Satz, im Anschluss an die Aussage „wir können uns glücklich schätzen viele Brüder und Schwestern auf der ganzen Welt zu haben“, dem Hörer sagen? Welche persönlichen Wünsche könnten da dem Wohl der Gemeinschaft entgegenstehen? Und ist nicht die „Person“ ein Teil der Gemeinschaft? Ja, welcher Gemeinschaft. Der neuapostolischen Gemeinschaft oder der christlichen Gemeinschaft? Regional oder weltweit? Um welche gemeinschaftlichen Interessen kann es hier gehen? Dieser Satz wirft mehr Fragen auf als das er eine klare Antwort gibt.

Der Stammapostel stellt dann noch einmal Christus in den Mittelpunkt, was sehr zu befürworten ist:

  • sich bewusst machen, wie sehr uns Christus liebt
  • wie groß der Sieg ist, den er für uns errungen hat
  • wie wir immer wieder seine Nähe erleben können
  • uns vor Augen stellen, das Christus selbst uns um sich versammelt hat
  • das er jeden einzelnen von uns persönlich erwählt hat

Über jede dieser Aussagen könnte noch einiges gesagt und geschrieben werden. Allein eine Meditation über die Liebe Jesu zu den Menschen würde manche, kurzzeitig zementierte, Kirchenlehre erfrischend konterkarieren.

Die Summe dieser Neujahrsansprache von Stammapostel Schneider hört sich ökumenisch und Christus zentriert an. Das wäre zu begrüßen, wenn nicht die exklusive Heilslehre der Neuapostolischen Kirche im Hintergrund mitschwingen würde.


Eine Abschrift dieser Videobotschaft zum nachlesen und auf sich wirken lassen steht hier zum Download bereit:

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